Ich fahre nun in der vierten Saison Motorrad und besonderes seit vorletztem Jahr stört mich die Lautstärke in meinem Helm (Nolan N85) schon ziemlich. Vor allem weil ich meine einen Zusammenhang zwischen der Motorradfahrt und folgenden Kopfschmerzen entdeckt zu haben. Daher wollte ich eigentlich einen Neuen kaufen – ein Topmodel von Shoi, Schuberth oder X-Lite. Durch Zufall kam ich dann allerdings auf das Thema Gehörschutz für Motorradfahrer. Denn laut allgemeinen Konsens gibt es natürlich Unterschiede in der Geräuschentwicklung bei den verschiedenen Helmen, aber keiner sei wirklich leise. Klar Mucksmäuschen still soll ja auch keiner sein, man will ja schließlich den Sound genießen, aber wenn ich von leise rede meine ich nicht hörschädigend. In erster Linie geht es also um Windgeräusche.
Also begann ich im letzten Frühling mit der Recherche und kam auf 2 Modelle, die wohl ziemlich gut funktionieren sollen: Die Alpine Motosafe Earplugs und die Mack's Soft Foam Earplugs.
Von der Arbeit her kenne ich ähnliche Modelle wie die Mack's Soft Foam Earplugs. Die stehen bei mir immer ewig weit raus. Das ist beim Helm aufsetzen natürlich unpraktisch und gibt mir ein ungutes Gefühl für den Fall eines Sturzes, weil sich dann womöglich der Ohrstöpsel durch Drücken des Helms in das Ohr schiebt.
Also habe ich mich dazu entschieden erst einmal die Alpine Motosafe Earplugs der Marke Alpine Hearing Protection zu testen.
Diese werden zusammen mit einem kleinen Täschchen geliefert. Bei Pausen kann man die Ohrstöpsel dadurch sauber verwahren und fragt sich nicht vor jeder Tour wo die Dinger abgeblieben sind. Ein dritter Ohrstöpsel ist auch dabei. Sie sind zwar abwaschbar, aber in bestimmten Fällen würde ich ihn lieber wegschmeißen. Es werden auch 3 grüne Filter mitgeliefert, allerdings nur 2 Gelbe. Das könnte problematisch werden.
Aber nun endlich zum eigentlich Wichtigen: Die Testfahrt.
Vor dem ersten Tragen muss man die Länge anpassen. Also die Ohrstöpsel ins Ohr stecken, schauen wie weit sie ungefähr raus gucken und entsprechend kürzen.
Zunächst habe ich die gelben Filter ausprobiert. Diese sollen nicht ganz so stark filtern wie die Grünen. Mit den Ohrstöpseln in den Ohren hatte ich dann das erwartet komische Gefühl – ein leichtes Druckgefühl. Wie es dann natürlich auch immer ist, traf ich am Motorrad gleich auf einen Nachbarn. Gut das ich ihn reden sah, denn gehört habe ich ihn nicht. Er war ca. 4m entfernt und beim zweiten etwas lauteren Versuch habe ich ihn dann auch verstanden. Beim Helm aufsetzen hatte ich dann das Gefühl, als wenn sich die Ohrenstöpsel etwas mit nach unten ziehen lassen – eventuell muss ich sie noch ein bisschen kürzen.
Nach etwa 10 Minuten habe ich die Ohrstöpsel dann nicht mehr merklich wahrgenommen. Entweder lag es am beworbenen thermoplastischen Material, welches dafür sorgen soll, dass sich der Ohrstöpsel durch die Wärme des Ohres an den Gehörgang anpasst. Oder ich war dann einfach durch das Motorradfahren abgelenkt.
Im Stadtverkehr war das Hörempfinden relativ normal. Alles war ein wenig leiser und das Motorrad hörte sich in meinen Ohren sogar etwas besser (tiefer) an. Außerorts ab etwa 90 – 100 km/h war dann vom Motorrad kaum noch was zu hören, sondern fast nur Windgeräusche. Diese waren allerdings deutlich leiser als ohne Ohrstöpsel. Beim Gas zumachen hingegen konnte ich den Motorradsound wieder mehr hören. Es scheint also, als wenn tiefere Frequenzen nicht so stark gefiltert werden.
Bei der nächsten Fahrt habe ich dann die grünen Filter (stärkere Dämpfung) benutzt und war positiv überrascht. Die Gewöhnung an die Ohrstöpsel geschieht sehr schnell. Ich empfand sie nicht mehr als störend und habe sie nach ca. 5 Minuten auch nicht mehr wirklich gespürt. Im Stadtverkehr war das Hörempfinden eigentlich ähnlich dem mit den gelben Filtern. Auch hier war ab ca. 100 km/h kaum noch etwas vom Motorrad zu hören. Im Vergleich zu den gelben Filtern waren die Windgeräusche nun noch leiser.
Fazit: Mit den Ohrstöpseln habe ich tatsächlich kein Gefühl des „Abgeschlossen-seins“. Aber natürlich sind auch normale Konversationen leiser. Die Windgeräusche sind zwar noch vorhanden, werden aber deutlich reduziert - leider auch die Motor-/Auspuffgeräusche. Kopfschmerzen hatte ich nach der Fahrt nicht. Ich denke die Kombination meines Motorrads ohne Windschild, Helmes und meiner Kopfposition ist schon Windgeräusche fördernd. Die Kombination der Ohrstöpsel mit einem anderen Helm könnte die Windgeräusche vielleicht noch stärker reduzieren.
Mittlerweile nutze ich die Ohrstöpsel bei fast jeder Fahrt. Bei kürzeren Strecken oder Fahrten bei denen keine langen 80+km/h Abschnitte dabei sind fahre ich aber auch gerne ohne Ohrstöpsel. Ohne ist man irgendwie doch näher an der Sache.
Alles in allem kann ich euch diese Ohrstöpsel also empfehlen. Es ist zwar noch ein weiteres Teil was man vor dem Losfahren anlegen muss, aber das ist es wert.